Gründung Tragweins

Bestimmte Voraussetzungen waren notwendig, damit es zu einer größeren Gemeinschaftssiedelung kommen konnte. Hier bot sich unser Gebiet aus mehrerlei Grünen an: Zwei uralte Handelswege, der eine von der Donau über Windegger Gebiet und Tragwein nach Norden führend, der andere von Pregarten über unser Gebiet nach Zell und weiter in den Nordwald nach Königswiesen. Diese Wege ergaben einen Kreuzungspunkt in Tragwein und dies war Anlass genug, hier zu siedeln. Aber auch der der Sonne zugeneigte Hangsporn, der in der Nähe fließende Kettenbach, nicht zuletzt der nahe Nordwald, der in Zeiten der Gefahr den größtmöglichen Schutz und die vorübergehende Flucht erlaubte, dürften dazu beigetragen haben, aus diesem Flecken Erde einen Siedlungsort zu machen.

Es ist möglich, dass diese Besiedelung schon im 8. oder 9. Jahrhundert geschah. Die erhalten gebliebenen slawischen Flurnamen deuten darauf hin (zB Stranzberg; Strans = Grenze; es ist wohl die Rodungsgrenze gemeint gewesen). Auch die Benennung des Kettenbachs, der wie früher Chaltinbach hieß, und der Ortsname Tragwein, der aus Dragovina abgeleitet wurde, runden das Bild einer starken Slawenkolonie im RAume Tragwein in dieser Zeit ab. Die Sprachwissenschaft nimmt an, dass die Eindeutschung unseres Gebietes im 8. bis 12. Jahrhundert als abgeschlossen gelten kann.


Der Markt Tragwein

Als der Handel und das Handwerk immer mehr an Bedeutung zunahmen, dürfte auch Windegg daran gegangen sein, Tragwein zu einem Markt auszubauen. Wann es tatsächlich geschah, ist nicht überliefert worden. Es könnte wohl um die Mitte des 13. Jahrhunderts gewesen sein. Dass bei dieser Marktlage planmäßig vorgegangen wurde, lässt der Bau der neu errichteten Häuser erkennen, galt es doch, die Siedlungsstücke der schon bestehenden Häuser zu schließen. Die neu anzulegende Siedlung konnte nur auf dem verhältnismäßig flachem Rücken, auf dem der Markt heute steht, entstehen und in der Achse von Norden nach Süden verlaufen.

Hatte so ein kleiner Ort für seine bäuerliche Bevölkerung bzw. Umgebung eine nicht unbedeutende Rolle zugemessen bekommen, so dürfte er doch die Voraussetzugn für die Aufwärtsbewegung des Gewerbewesens und des Handels gewesen sein.

Tragwein erhielt von Herzog Albrecht das Marktrecht. Er regierte in Österreich von 1283 bis 1308. Es wäre leicht möglich, dass Tragwein schon früher das marktrecht besessen hatte, denn das Marktrecht wurde bei jedem Regentschaftswechsel erneuert. Es musste neu bezahlt werden und brachte so beträchtliche Einnahmen. Die Marktfreiheiten beinhalteten mindestens einen Jahrmarkt zu einer bestimmen Jahreszeit abhalten zu dürfen, einen Pranger aufzustellen, Richter und Rat zu wählen und Bürgerrechte verteilen zu dürfen.

Bei einem Markt blieb das Geld im Ort. Da standen dicht gedrängt die Rosse und Wagen, in den Wirtshäusern war ein Kommen und Gehen, ein Wirbel, ein Leben und Treiben. Für Ruhe und Ordnung musste ein Recht sorgen. Es mussten die Gewichte stimmen. Die Stände mussten so stehen, dass sie den Verkehr nicht hinderlich waren. Der Standzettel, das Zeugnis über das erlegte Standgeld ablegte, musste angebracht sein. Abends durfte kein offenes Licht brennen, die Lederamper und die Feuerleitern mussten griffbereit sein, um der Gefahr eines Feuers begegnen zu können. Nicht zuletzt aber musste gesorgt werden, dass bei den Ständen kein Streit entstand und dass in den Wirtshäusern Täglichkeiten vermieden oder geschlichtet wurden.

Für all diese Angelegenheiten war der Marktrichter und seine Gehilfen zuständig. Bei der Wahl des Richters war auch der Pfleger der Herrschaft anwesend. Jeder sagte dem Pfleger heimlich ins Ohr, wen er zum Richter haben wollte. Bürger, die zur Wahl standen, musste auch der Herrschaft genehm sein.